Die SS-Totenkopfverbände (SS-TV) waren die für die Bewachung der Konzentrationslager (KZ) zuständigen Einheiten der SS. In dieser Funktion waren sie eine zentrale Exekutivinstitution der NSDAP zur Unterdrückung und Beseitigung politischer Gegner, zur Ausbeutung durch Zwangsarbeit und medizinische Menschenversuche sowie zur Internierung von Kriegsgefangenen.
In den Vernichtungslagern im besetzten Polen und Weißrussland waren die SS-Totenkopfverbände im Rahmen der sogenannten „Aktion Reinhardt“ speziell für den Massenmord an Juden aus ganz Europa und weiteren von den Nationalsozialisten verfolgten Personengruppen verantwortlich.
Anfangs spielte das KZ Dachau unter dem Kommandanten Theodor Eicke eine wichtige Rolle als Ausbildungsstätte. Das SS-Personal war in einer SS-Kaserne im Übungslager Dachau untergebracht.
Am 10. Dezember 1934 wurde die Inspektion der Konzentrationslager (IKL) gebildet; als Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) wurde sie eine staatliche Einrichtung, die zur Zentrale aller KZ-Verbände wurde. Eicke entwickelte in kurzer Zeit das „Dachauer Modell“: Es lässt sich „als Versuch beschreiben, den Terror zu systematisieren und zu zentralisieren.
Die frühen Konzentrationslager waren regional sehr unterschiedlich, von einem großen Maß an Improvisation geprägt, und die Öffentlichkeit war durch Presseberichte zumindest teilweise über die Zustände in den Lagern informiert. Eicke erließ im Oktober 1933 die „Disziplinar- und Strafordnung für das Gefangenenlager“ und eine Dienstvorschrift für Wachposten.
Diesen wurde Straffreiheit zugesichert, wenn sie einen Häftling bei einem Fluchtversuch erschossen. Durch die strikte Unterbindung von Fluchten schottete Eicke das Lager nach außen gleichermaßen gegen die Justiz wie gegen die Öffentlichkeit ab.Zwischen 1935 und 1937 reorganisierte Eicke im Auftrag Heinrich Himmlers die der IKL unterstellten Konzentrationslager.
Alle vorhandenen kleineren Lager wurden aufgelöst. Einzige Ausnahme war das KZ Dachau, das im Sommer 1937 erheblich erweitert wurde. Anstelle der aufgelösten, in vorhandenen Gebäuden untergebrachten Lager entstanden zwei große Neubauten, denen Kasernen der SS-Wachverbände angegliedert waren. Im Sommer 1936 wurde das KZ Sachsenhausen bei Oranienburg eröffnet.
Im Sommer 1937 wurde das KZ Buchenwald in der Nähe von Weimar errichtet. Mit Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald gab es Ende 1937 drei große Lager für insgesamt 15.000 bis 20.000 Häftlinge.
Ab 1937 konzentrierte sich Eicke auf seine Funktion als Führer der SS-Totenkopfverbände, seine Aufgaben in der IKL übernahm schrittweise Richard Glücks. Die SS-Totenkopfverbände wurden neu in SS-Totenkopf-Wachsturmbanne und SS-Totenkopf-Standarten organisiert. So hießen die Totenkopfstandarten VI–XVI (einschließlich ihrer Reserveeinheiten) offiziell „Verstärkte SS-Totenkopfstandarten (Polizeireserve)“.
SS-Führer, des SS-Regiments I München, bewacht vom Senatorensaal (Senatorensaal, Konferenz-Ratssaal), den paramilitärischen Standarten der Landesn SDAP und Braunen Hauses in München, Deutschland, ca. 1931–1932.
Ab 1929 kodifizierte die SS unter dem neuen Reichsführer-SS Heinrich Himmler ihre ersten einheitlichen Vorschriften: Die charakteristische schwarze Farbe wurde auf Hosen, Stiefel, Armbindenkanten sowie Gürtel und Kreuzgürtel ausgedehnt; Der Hemdkragen war mit schwarz-weißer Kordel eingefasst, mit Ausnahme derjenigen hochrangiger Führungskräfte, die mit Silber besetzt waren.
Zusätzlich zu den Kragenspiegelabzeichen schuf die SS nun ein Manschettenbandsystem, das am unteren linken Ärmel getragen wurde. Für die unteren Ränge legte die SS außerdem fest, dass ein Abzeichen mit dem Regiment des Trägers (Standarte) gegenüber dem Rangabzeichen getragen werden würde, während die höheren SS-Führer weiterhin Eichenlaubabzeichen an beiden Kragen tragen würden.
Kragenspiegel unter dem Rang eines Sturmführers waren mit schwarz-weißer Kordel eingefasst; Die von Sturm- und Sturmbann-Führern verwendeten Schwarz-Silber, während die von hochrangigen Führern mit massiven Silberschnüren eingefasst waren. Zusätzlich zu den Kragenspiegelabzeichen schuf die SS nun ein Manschettenbandsystem, das am unteren linken Ärmel getragen wurde.
Der Kragenspiegel mit dem Totenkopf das Symbol der Totenkopfverbände Gemäß Verfügung vom 11. März 1935 war es durch das SS-Hauptamt vorgesehen, dass sich die Einheiten der SS-Wachverbände durch einen silbernen Totenkopf über überkreuzten Knochen auf dem rechten Kragenspiegel von den Einheiten der Allgemeinen SS und der SS-Verfügungstruppe zu unterscheiden hätte.
Doch letztendlich wurde die Wachtruppe „Hansa“ nicht im Rahmen der SS-Totenkopfverbände realisiert, sondern über die entsprechende Politische Polizei in die Gestapo überführt. Jeder Totenkopfsturmbann sei durch Angabe der Sturmbann-Nummer in lateinischen Ziffern zu kennzeichnen.
SS-Wachtruppe „Oberbayern“: I
SS-Wachtruppe „Ostfriesland“: II
SS-Wachtruppe „Elbe“: III
SS-Wachtruppe „Sachsen“: IV
SS-Wachtruppe „Brandenburg“: V
SS-Wachtruppe „Hansa“: VI
Im April 1936 wurden sowohl die Totenkopfverbände als auch die Verfügungstruppe als „staatliche Organisationen“ bezeichnet, nachdem die Wachverbände seit dem 29. März als Totenkopfverbände tituliert wurden.[5] Bis Herbst 1936 hatten sich die Totenkopfkragenspiegel als offizielles Symbol der KZ-Wachmannschaften generell durchgesetzt.
1940 wurden die bestehenden SS-Totenkopfstandarten aufgelöst und als reguläre Infanterieregimenter in die Waffen-SS überführt, wo sie als Frontverbände mit den in der Waffen-SS üblichen SS-Insignien ausgestattet wurden.
Der Kragenspiegel mit dem Totenkopf blieb nun ausschließlich den Regimentern der aus den Totenkopfverbänden gebildeten 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“, den Angehörigen der IKL sowie den in den KZ eingesetzten Totenkopf-Wachsturmbannen, der Standortverwaltung Dachau (SS-Übungslager Dachau) und den Ersatzeinheiten der Totenkopfverbände vorbehalten.
KZ-Bewachung und Hilfspolizei Aufstellung des SS-Sturmbann „Dachau“ und Zuordnung zum SS-Sonderkommando 1 Die späteren Totenkopfverbände entstanden aus den „SS-Sonderkommandos“ bzw. nach deren Reorganisation aus den „Politischen Bereitschaften“ und wurden dort zu sogenannten „SS-Wachverbänden“ und später zu „SS-Totenkopfwachsturmbannen“ zusammengefasst.
Die Totenkopfverbände übernahmen nun die militärische Vorausbildung aktiver Mitglieder der Allgemeinen SS. Auch die Reservestandarten und Stammeinheiten der Allgemeinen SS (ältere, nicht mehr aktive Mitglieder der SS über 45 Jahre) wurden von ihnen militärisch ausgebildet.
Sie waren als kasernierte Einheiten von Anfang an bewaffnet und unterstanden dem damaligen SS-Gruppenführer Theodor Eicke. Der erste offizielle SS-Wachverband, der Sturmbann „Dachau“, wurde am 17. März 1933.
im KZ Dachau durch den damaligen SS-Sturmbannführer Hilmar Wäckerle aufgestellt, der dieses Lager bis zu seiner Entlassung am 26. Juni 1933 führte. Wäckerle war 1929 als SS-Anwärter dem SS-Sturm „Dachau“ beigetreten, der 1933/34 aufgelöst und mit Teilen der 1. und 34. SS-Standarte zum „SS-Sonderkommando 1“ der SS-Brigade „Süd“ umgewandelt wurde.
Führer dieses SS-Sonderkommandos war Theodor Eicke, der am 30. Januar 1934 zum SS-Brigadeführer befördert und gleichzeitig in die Dienststellung des „SS-Brigadeführers Süd“ versetzt wurde. Als solchem unterstanden ihm alle SS-Einheiten der regionalen SS-Abschnitte.
Wäckerle wechselte 1934 als Regimentskommandant zur 2. SS-Standarte „Deutschland“ und 1938 zur neuaufgestellten SS-Standarte „Der Führer“ über und übernahm dort die Leitung des III. Sturmbannes. Im Krieg gehörte Wäckerle als Regimentskommandant der 2. SS-Division „Das Reich“ (Regiment „Westland“) an und bekleidete bis zu seinem Tod den Dienstgrad eines Standartenführers.
Rolle des Sturmbann „Dachau“ beim „Röhmputsch“ Am 30. Juni 1934 wirkte der Sturmbann „Dachau“ aktiv bei der Ermordung der gesamten SA-Spitze um Ernst Röhm mit. Theodor Eicke und Michael Lippert erschossen Röhm am 1. Juli in seiner Stadelheimer Zelle, wobei es heute unsicher ist, wer von beiden den ersten Schuss abgab.
Unmittelbar nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ wurde Himmler zum „Inspekteur des Konzentrationslagerwesens“ ernannt. Damit war er formal oberster „Dienstherr“ aller „SS-Wachverbände“ und nur noch dem Reichsführer SS Heinrich Himmler unterstellt.
Seit dem August 1934 teilte sich der Dachauer Wachverband mit der SA-Standarte „Feldherrnhalle“ die „Ehrenwache“ an der Münchener Feldherrnhalle. Jeden Tag waren sie dort für ein paar Stunden präsent und mussten von den Vorübergehenden gegrüßt werden (siehe auch „Drückebergergasserl“).
Reorganisation in den SS-Wachverband „Oberbayern“ und Bildung deutschlandweiter KZ-Wachverbände Der Sturmbann „Dachau“ wurde am 29. November 1934 offiziell in SS-Wachverband „Oberbayern“ umbenannt und der ausschließlichen Verfügung Himmlers unterstellt. Damit wurde das KZ Dachau dem Zuständigkeitsbereich des SS-Oberabschnittführers „Süd“ entzogen.
Die Außenbewachung des Lagers übernahm nun eine Standarte der Reiter-SS, deren geplanter Reiterabschnitt – in diesem befand sich das KZ Dachau – ebenfalls dem Zugriff des Oberabschnittführers entzogen wurde.
Die 15. Reiterstandarte unter Hermann Fegelein war nun für die Außenbewachung des Lagers zuständig und trug die Uniform der SS-Wachverbände. Gleichzeitig wurden alle KZ-Wachmannschaften der Allgemeinen SS und der Politischen Bereitschaften aus ihren Mutterorganisationen herausgelöst und Theodor Eicke als SS-Sondersturmbanne zugeordnet.
Bereits am 14. Dezember 1934 reorganisierte dieser die Sondersturmbanne in reguläre SS-Wachverbände und teilte diese einem KZ zu. So entstanden auf diese Weise sechs Wachverbände, die in ganz Deutschland verteilt waren.
1935 wurde im Reich die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Der Dienst in der SS-Verfügungstruppe wurde wegen seines militärischen Charakters von der Wehrmachtführung als Ableistung der Wehrpflicht anerkannt, der Dienst in den SS-Wachverbänden, der polizeiähnlichen Charakter hatte, jedoch nicht.
Die Wachverbände unterstanden nun dem neu geschaffenen „Kommandoamt der SS-Wachverbände“ in Berlin zum einen und der „Inspektion Konzentrationslager und der Verstärkten Totenkopf-Standarten“ in Oranienburg zum anderen.
Eicke straffte innerhalb weniger Monate die Organisation der Vielzahl von Konzentrationslagern, die zuvor von SA oder SS angelegt worden waren. Er konzentrierte sie auf sieben größere Lager und gliederte die Wachverbände in fünf Sturmbanne um, die parallel zu den Lagern organisiert waren: I. „Oberbayern“, II. „Elbe“, III. „Sachsen“, IV. „Ostfriesland“ und V. „Thüringen“.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten die Wachverbände während der Reichsparteitage im September des gleichen Jahres. Kurze Zeit später wurde der Etat der Truppen auf Anordnung Hitlers durch den Reichshaushalt mit Wirkung vom 1. April 1936 übernommen. Dies war gleichzeitig verbunden mit einer Truppenvergrößerung von 1800 auf insgesamt
3500 Mann.
Entstehung der Totenkopfverbände und der SS-Totenkopfstandarten Zusammenfassung aller SS-Lagerwachen zu Totenkopfverbänden. Am 1. Juni 1936 erfolgte die Reorganisation aller SS-Wachverbände des Dritten Reiches zu den „SS-Totenkopfverbänden“, die seit dem Herbst des gleichen Jahres auf ihrem rechten Kragenspiegel ein Totenkopfsymbol trugen. Das ließ die Totenkopfverbände äußerlich als einen Spezialverband der SS erscheinen.
Entstehung der Totenkopfstandarten. Am 1. Juli 1937 fasste Eicke die fünf Totenkopfsturmbanne der Konzentrationslager zu drei von der Allgemeinen SS unterschiedenen und eigenständigen SS-Totenkopfstandarten („Oberbayern“, „Brandenburg“ und „Thüringen“) zusammen, die den nunmehr ebenfalls drei Hauptlagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald zugeordnet wurden. Nach dem „Anschluss Österreichs“ (März 1938) wurde in Mauthausen eine vierte Totenkopfstandarte aufgestellt, die den Namen „Ostmark“ erhielt.
Mit dem Führererlass vom 17. August 1938 wurde es den Totenkopfverbänden, die ihren Personalbedarf vorher aus Reservisten der Wehrmacht gedeckt hatten, erlaubt, Freiwillige noch vor ihrer Entlassung aus der Wehrmacht zu werben. Ihre beim Heer verbrachte Dienstzeit wurde ihnen auf ihre Gesamtdienstzeit bei den Totenkopfverbänden angerechnet.
Die Ausbildung fand jeweils in einem der Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen angeschlossenen SS-Übungslager statt und wurde von ehemaligen Offizieren der kaiserlichen Armee geleitet. Diese Berufsoffiziere gerieten aber regelmäßig mit Theodor Eicke aneinander, der bekannterweise alte „Berufsmilitärs“ und deren Ausbildungsmethoden strikt ablehnte. Eicke 1937 in einem „SS-Befehl für die Totenkopfverbände“ zu deren Rechtsstellung:
„Wir gehören weder zum Heer oder Polizei noch zur Verfügungstruppe. […] Die Einheiten der SS-Totenkopfverbände rechnen sich bewusst zur Allgemeinen SS und können daher weder von Offizieren noch Unteroffizieren geführt werden.
Von nun an werde ich damit beginnen, SS-Führer, die sich nur wie Offiziere, Unterführer, die sich nur wie Unteroffiziere, SS-Männer, die sich nur wie Musketiere benehmen, in die Allgemeine SS versetzen zu lassen.“ Hermann Hermann Göring, 1937; zitiert nie nach Heinz Höhne: „Der Orden unter dem Totenkopf“, S. 423
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