08 Dezember 1932

Heute 08 Dezember 1932

Arbeit trotz Radau
Große Mehrheit für das Stellvertretungs-Gesetz im
Reichstag

Vossische Zeitung

Diese Reichstagssitzung am Mittwoch beginnt mit einer hübschen Pointe der Schriftführerwahlen. Herr Hugenberg ist zum Schriftführer gewählt worden, sogar mit 291 Stimmen. Ein Trostpreis gewissermaßen. Vom Ministermacher und Kanzlerstützer zum Schriftführer -Karriere.

Der Angriff

Adolf Hitler empfängt am Morgen das Schreiben Gregor Strassers. Darin erklärt der Parteigenosse: Deutschland ins Chaos stürzen zu lassen und danach mit der nationalsozialistischen Aufbauarbeit zu beginnen, diese Politik wolle er nicht mehr mittragen. Er lege alle Parteiämter nieder und trete als einfacher Soldat in die Bewegung zurück. Strasser kündigt ferner an, aus Berlin abzureisen und sich ins Ausland zu begeben. Er sei im Übrigen, lässt er noch verlauten, der Bewegung gegenüber loyal.
Der Brief löst in der Parteiführung Panik aus.

Mittags erfährt Hitler, dass Strasser seinen Rücktritt vor sieben Landesinspekteuren der Partei begründet hat: Hitlers Taktik, ganz allein auf den Posten des Reichskanzlers zu setzen, bezeichnete er demnach als verfehlt. Nun zitiert Hitler die sieben Parteifreunde zu sich in den
Kaiserhof. Er weist alle Kritik an seinem Kurs zurück.

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Gibt es sie in diesen Tagen der doppelbödigen Angebote, der Hinter wohnliche menschliche Regungen? Dreht sich da einer der Politiker in seinem Bett morgens herum, zerschlagen nach durchwachter Nacht, alles wird ihm zu viel, kaum, dass er sich noch zutraut, der Welt die Stirn zu bieten?

Es ist keine Zeit des menschlichen Maßes. Aber dieser Kampf um
die Macht ist das Werk von Menschen.
Hat da einer vor Stress Magenschmerzen und fragt sich, wie er das alles noch durchhalten soll? Kippt einer von ihnen jeden Abend einen Schnaps zu viel, damit das Gedankenkarussell aufhört? Schläft Adolf Hitler durch? Träumt er? Und von was, von wem? Diesem Strasser?
Wir wissen es nicht.
Grübelt dieser Strasser, der Diabetiker ist und seit einem Skiunfall einen Stock als Gehhilfe benutzt, was er als Nächstes tun soll, weil er spürt, dass er ein gewisses Format haben müsste, um diesen Gegner
zu besiegen? Will er Revolutionär sein? Oder ist er nur froh, dass es rasch vorbei sein könnte? Begreift er, dass er in Wahrheit kapituliert, wenn er jetzt flüchtet? Woher kommt der Gedanke, nur raus aus Berlin,
Richtung Süden?

Beim Reichspräsidenten finden sich Vertreter der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands ein. Das Protokoll des Treffens führt Meissner. Hindenburg kennt die Argumente dieser Herren schon -die materielle, auch moralisch bittere Lage der Menschen. Er kennt die Warnungen, was demnächst geschehen werde. Und er kennt die Forderungen. Immerhin beteuern die Gewerkschaftsleute ihre Offenheit gegenüber Kanzler Schleicher.
Hindenburg versichert seinen Gästen, er habe immer ein warmes Herz für das Volk und für den kleinen Mann gehabt. »Ich bin nie anders geworden und werde auch nicht anders werden« Bella Fromm diniert bei Hassan Nachat Pascha, dem ägyptischen Gedten. Eine angenehme Runde kommt zusammen. Karl von Wiegand,

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Korrespondent der Zeitungen des amerikanischen Verlegers William Randolph Hearst, sitzt neben ihr. Er ist ein alter Freund, mit einem fast unheimlichen Gespür dafür, wenn sich die Verhältnisse der Macht zu verschieben beginnen. Der liebe Karl taucht immer in Berlin auf, denkt sich Fromm, wenn gerade ein politisches Melodrama beginnt.
    »Wann werden die Nationalsozialisten an die Regierung kommen?«
fragt Fromm ihren Tischnachbarn. Es wird nicht mehr lange dauern lautet die Antwort. Wiegand kennt die NSDAP wie nur wenige. Bereits 1921 hat er Hitler das erste Mal interviewt und hält ihn für
einen Mann, der es ernst meint. Bella Fromm nennt Wiegand zärtlich »das alte Alarmsignal«. Hat Wiegand recht? Steht Hitler so kurz vor der Macht?
Ist er nicht gerade wieder gescheitert?

Nachts um zwei läutet wieder das Telefon bei Goebbels. Berlins Gauleiter wird beim »Führer« erwartet. Sofort! Er bricht umgehend auf, im Hotel trifft er als Erstes auf Heinrich Himmler, den Reichsführer-SS. Der Grund für den Alarm: Die Tägliche Rundschau veröffentlicht morgen einen Artikel, in dem Strasser verkündet, alle Ämter niederzulegen. Bis eben war das doch noch geheim!

Im Kaiserhof grübeln sie sich durch die Nacht. Notkonferenz. Bis morgens um sechs Uhr bleiben sie zusammen. Schreckensmeldung auf Schreckensmeldung trifft aus den Gauen ein. Die Partei ist in Aufruhr. Strassers Manöver erschüttert die NSDAP in ihren Grundfesten. Es heißt, er sitze im Hotel Excelsior und habe Freunde und Verbündetem sich geschart. Was wird er tun?
Sein »Führer« wirkt verbittert und, wie Goebbels später festhalten wird, »durch diese Treulosigkeit aufs tiefste verwundet . . . Uns

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steht allen der Verstand still vor so viel Niedertracht. Verrat! Verrat!
Verrat!«
  Verrat? Was hat Strasser eigentlich genau getan?
Gerüchte gehen um. Man, erzählt sich in den Fluren und der Bar des Kaiserhofs, dass selbst Wilhelm Brückner, Hitlers Adjutant, den Eintritt in die Regierung befürworte. Es wallt in Adolf Hitler. Ein Moment der Entscheidung, so viel ist sicher. Und ist es nicht so, dass sich in solchen Momenten zeigt, wie ein Mensch wirklich ist?
»Wenn die Partei zerfällt, mache ich in drei Minuten Schluss«<, sagt
Hitler zu Goebbels.
Und Joseph Goebbels? Der leidet. Nur zwei Stunden Schlaf findet
er an diesem Tag.

HEUTE MITTWOCH, 8. DEZEMBER

Heute ist es..?

Aloise Ehemann von Eva Braun
Bernd Ehemann von Bea von Orange
 

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All rights reserved not to António Guterres, but to the bribery unseen Barbarian Design of those Nations, that have made it possible that even the Security Council of the United Nations is accused of mass extinction, estimated 50 million dead innocent people. Secretary-General Guterres of the United Nations since 2017, came after Ban Ki-moon, and before him? Who was corrupted the office of the highest rang, on our most valuable assets, that we have build after World War II?

End of the log,

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The Annan Dark Roasted.

Per Dòminum nostrum

431 Flectámus Génua Deus, qui mirabiliter creasti hóminem, et mirabilus redemísti; da nobis, quæsumus, contra oblectaménta peccáti, mentis rátione persístere; ut mereàmur ad ætérna gáudia perveníre. Per Dòminum nostrum J.C. Filium tuum.

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