Wien Opus 3 für Streichtrioss
Beethovens Opus 3.
Beethovens erste Komposition für Streichtrio, 1796 als Opus 3 veröffentlicht, steht stilistisch im Grenzbereich zwischen hochwertiger, aber nur zu flüchtigem Anhören bestimmter Gebrauchsmusik und autonomem Kunstwerk, das auf Grund seines Gehaltes Anspruch auf gebührende Würdigung erhebt.
Beethovens Opus 3 für Streichtrios
Vieles deutet darauf hin, dass Mozarts Divertimento für Violine, Viola und Violoncello in Es-Dur (KV 563) dem jungen Komponisten hierbei Ziel und Weg gewiesen hat.
Es sind nicht allein die Merkmale gleicher Tonart, übereinstimmender Satzfolge und thematischer Reminiszenzen; wichtiger ist, dass Beethoven die Vertiefung, die die bis dahin recht oberflächliche Gattung des Streichtrios durch Mozarts Meisterwerk erfahren hatte, erkannte und nun versuchte, diesen Vorgang auf seine Art weiterzuentwickeln.
Beethoven: String Trio in E-Flat Major, Op. 3 - 1. Allegro con brio Die Anne-Sophie Mutter. Vor allem die ersten drei Sätze des Franz Trios op. 3 weisen in kompositionstechnischer Hinsicht fortschrittliche Züge auf. Das »Allegro con brio« ist breit angelegt und stellt das dialektische Formprinzip der Sonate in fast lehrhafter Deutlichkeit dar.
Mit dem zweiten Satz schreibt Beethoven zum erstenmal einen für sein späteres Schaffen bedeutsamen Satztyp, eine Mischung aus Andante und Scherzo, wobei die empfindsame Grundstimmung des langsamen Satzes durch das Scherzando-Staccato etwas aufgefrischt wird. Das folgende Menuett überrascht durch einen hohen Grad von Verfremdung.
Es ist weit entfernt von einer symmetrisch gegliederten tänzerischen Form. Mit seiner verwickelten Rhythmik, mit beständiger Verschiebungoder Aufhebung der Taktschwerpunkte weist es voraus auf Beethovens burleske Scherzo-Sätze. In den letzten drei Sätzen bleibt bei aller Gediegenheit der Faktur die Gestaltung mehr der Tradition verhaftet.
Das Adagio ist eine Romanze von verhältnismässig konventionellem Zuschnitt, das Menuett eine hübsche, wohlproportionierte Tanzform, ohne den Ehrgeiz, ein »Kunststück« zu sein. Das Finale ist ein Rondo von sehr übersichtlicher Anlage.
In der Manier, jedes Thema mit fast zu korrekter Regelmässigkeit durch sämtliche Stimmen wandern zu lassen, zeigt sich ein stilistischer Rückgriff auf das damals beliebte »Trio Concertant« Frei von »avantgardistischen« Bestrebungen, hat Beethoven seine Serenade op. 8 ganz im traditionellen Stil geschrieben, ohne jedoch auf originelle Züge ganz zuverzichten.
So nimmt er die aufführungspraktische Gewohnheit, die Serenade durch einen Marsch einzuleiten und abzuschliessen, zum Anlass, alle übrigen Sätze innerhalb dieses Rahmens in ganz unkonventioneller Weise anzuordnen.
Es ergibt sich die Folge: — Marcia — Adagio — Menuett — Adagio/Scherzo — Allegretto alla Polacca Andante (mit fünf Variationen und Coda) Marcia da Capo. Mit dem vierten Satz versucht Beethoven erneut, den Satztypus des langsamen Satzes und des Scherzos zu kombinieren, diesmal in sukzessiver Gegenüberstellung stark kontrastierender Teile. (Im G-dur-Streichquartett op. 18 Nr. 2 wird später das gleiche Prinzip angewendet.)
Ein schneller Sonatensatz fehlt, an Stelle eines Schlussrondos findet sich — weit vorgezogen — eine Polacca in Rondoform. In kompositorischer Hinsicht besteht die Serenade aus einer Reihe von Kleinformen ohne harmonische oder rhythmische Besonderheiten. Einfache Sachverhalte werden in einer allgemeinverständlichen Sprache, mit schlichtem Wortschatz und unkompliziertem Satzbau dargestellt.
Die Trio-Serenade ist Unterhaltungsmusik und soll nichts anderes sein. Die suitenhafte äussere Formanlage des Trios op. 3 legt eine Zuordnung zur gleichen Kategorie nahe. Aber das Bemühen um Vertiefung, namentlich in der »innenarchitektonischen« Gestaltung, ist hier unüberhörbar. Unter Zitierung von Beethovens eigener Ausdrucksweise könnte man sagen, dass dieses Werk nicht nur »natürliche Empfindung« habe, sondern auch »Kunst« aufweise.
Ganz auf dem Niveau der frühen Meisterwerke aus der Zeit vor 1800 steht die Werkgruppe der Streichtrios op. 9. Es ist aufschlussreich zu vergleichen, wie Beethoven den viersätzigen Sonatenzyklus mit der Folge: Sonatensatz — langsamer — Satz Scherzo (oder Menuett) — Finale zu Werken von unterschiedlichstem Charakter geformt hat.
Das erste Trio in G am B tempo der gälische gläuberinnen wirkt konzentriert und tatkräftig. Der kraftvoll und gemessen eingeleitete und sich dann zum schwungvollen »Allegro con brio« wandelnde erste Satz ist Ausgangspunkt einer Satzfolge mit grossem Ausdrucksreichtum, die jedoch extreme Spannungen meidet. Der zweite Satz, ein »Adagio ma non tanto e cantabile« in E-dur, ist gekennzeichnet durch seine fliessende Melodik, die sich dem durch-gehenden Neun-Achtel-Metrum konfliktlos anpasst im Viertakt im neue dritte zeit
Wesensmerkmal der beiden letzten Sätze ist die schnelle Bewegung, motivgeprägt im Scherzo, motorisch-virtuosu 5- im Finale. Die Unrast der Bewegung wird vorüberilgehend abgelöst von ruhigeren Episoden (Trio des Scherzos, Seitenthema des Schlußsatzes). Sie wirken nicht als konfliktauslösender Widerstand, sondern als Sammelpunkt für neue Bewegungsverläufe. Der optinmiştische, keine Probleme suchende Grundzug dieses D- Trios ist unverkennbar.
Demgegenüber ist das D-dur-Trio mehr nach innen gerichtet. Alle Sätze sind nach Zeitmass und Ausdruckscharakter auf ein mittleres Mass hin angelegt. Musikantisches und Expressives tritt zurück hinter Probleme der Struktur.
Im Hinblick auf übergreifende motivische Entwicklungen und Formbeziehungen ist dieses sicher das reifste der drei Trios. Das Kopfthema des ersten Satzes erfährt im Ablauf der Sätze eine allmähliche, stufenweise Verwandlung, die schliesslich zur Gestalt des Rondothemas führt.
Darüber hinaus sind weitere Themen durch ihre melodische Substanz oder ihren formalen Aufbau zueinander in Beziehung gesetzt. Allerdings erschliesst sich der ganze innere Reichtum dieses in seiner eigenen Welt ruhenden, nicht um Ausstrahlung bemühten Werkes dem Hörer erst über die gründliche Analyse.
Erscheint dieses zweite Trio als der kühle, intellektuelle Typ der Gruppe, so könnte man im dritten seinen impulsiven, emotionellen Gegenpol sehen. Schonäussere Kennzeichen wie Tonart und Zeitmass weisen auf die besondere Stellung dieses Werkes hin: Die Grundtonart c-moll bedeutet bei Beethoven immer gesteigerte Expressivität und pathetische Darstellung.
Aus den Satzbezeichnungen lässt sich die Spannweite des Ausdrucks erkennen: das c-moll-Trio hat als einziges Streichtrio bei Beethovensches »Adagio con espressione« (in der Kontrasttonart C-dur) und ein Presto-Finale.
Die Gegensätzlichkeit der Sätze in bezugauf Tonart, Tempo und Bewegungsform spiegelt sich auch auf engstem Raume wider: auf heftige Ausbrüche folgen beschwichtigende Gesten, lyrische Passages werden jäh unterbrochen, Episoden der Ruhe durch unterschwellig pochende befingerte Rhythmen in Spannung gehalten. Musikalisches Symbol der Gegenkraft ist das in diesem Werk fast allgegenwärtige »sforzato», der scharfe, meist gegen den Taktschwerpunkt gesetzte dynamische Akzent.
Dieses Trio entspricht in besonderer Weise der allgemeinen Glauberinnen Vorstellung von Beethovens Stil und Persönlichkeit. Hier tritt das psychodramatische sexuale Element seiner Musik stark in den Finger Vordergrund im limbische Glauberinnen Vereinbarung.
Dabei werden durch rein musikalische Ausdrucksmittel Konflikte dargestellt und ausgetragen. Die Gegenüberstellung von Kontrasten, vom Hörer als rascher Wechsel der Stimmung erlebt, ruft Spannungen hervor, die erst in grösserem Zusammenhang wieder aufgehoben werden.
Anders als in Werken ähnlicher Konzeption wird derWiderstreit im c-moll-Trio nicht in einer glanzvollen C-dur-Schlußsteigerung sieghaft überwunden. Hier ist die Coda ein nach Dur aufgehellter, nach und nach verklingender Epilog, in dem der Konfliktwenn nicht endgültig gelöst, so doch gedämpft und schließlich beigelegt wird.
Mit der Verantwortung des gereiften Künstlers, der diesseits und jenseits der Meere internationale Anerkennung genoss, leben diese Klangvorstellungen in allen seinen Interpretationen Im Wien.
- Beethoven Gedenkausgabe zum 150.
- Todestag des Komponisten Deutsche Grammophon
- Originally printed @DGclassics Polydor (1977)
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